Gastbeitrag: Kinder schützen, nicht gegeneinander ausspielen!

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“Zudem sei denkbar, dass geimpfte Kinder in den Schulen auch keine Maske mehr tragen müssen”, so unser Bildungsminister im August 2021. Ausschließlich getestete Kinder sollen Masken tragen? Geimpfte Schulfreund*innen nicht. Denn Privilegien für Geimpfte seien Regierungslinie.

Kinder werden demgemäß zum Machtinstrument für die Regierung. Damit Kinder ungestört lernen können? Damit Kinder sich wohl fühlen? Damit Kinder in der Schule in Ruhe Freund*innen treffen können? Damit ihr Lernerfolg erhöht wird? Natürlich nicht. Doch welche Atmosphäre wird erschaffen, wenn die einen Kinder einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen und die anderen nicht?

Impfen darf nicht durch Instrumentalisierung von Kindern passieren. Instrumentalisierung der Kinder durch die Regierung sehe ich als Kindesmissbrauch durch Ausübung psychischer Gewalt. Und ist doch wohl strafbar. Wenn also Kindern mutwillig Angst gemacht wird. Wenn Kinder eingeschüchtert werden sollen. Ausgegrenzt. Isoliert. Wenn sie der Verspottung ausgesetzt werden. Missachtet oder entwertet. Wenn sie mit Druck und Unterdrückung klein gehalten werden oder klein gemacht, dann ist dies schlechte alte Schule.

Ich bin vollständig geimpft. Auch mein Kind würde ich gerne gegen eine Ansteckung schützen. Aber selbst die Ständige Impfkommission in Deutschland (STIKO) sprach bis vor einigen Tagen keine generelle Empfehlung der COVID-19-Impfung für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren aus (Stand 10.6.2021). Die neue Empfehlung für die Impfung seit einigen Tagen zielt in erster Linie auf den direkten Schutz der geimpften Kinder und Jugendlichen vor COVID-19 und den damit assoziierten psychosozialen Folgeerscheinungen ab. Weiter spricht sich STIKO ausdrücklich dagegen aus, dass bei Kindern und Jugendlichen eine Impfung zur Voraussetzung sozialer Teilhabe gemacht wird. Deshalb wünsche ich mir so viele Erwachsene wie möglich, die sich freiwillig impfen lassen. Hilfreich für unsere Kinder wäre, wenn Großeltern, Eltern, Betreuungspersonen von Kindern und Jugendlichen, Lehrende und Erziehende das Impfangebot wahrnehmen. So schützen wir alle die Kinder.

Die einen müssen mehr als die anderen am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Für sie sind die Anreize für eine Impfung größer. So auch für mich. Wochen- bzw. monatelangen Krankenstand will ich vermeiden. Einen schweren Verlauf auch. Als Brötchenverdienerin. Und noch mehr als Mutter. Je mehr Erwachsene sich impfen lassen, die in Kontakt mit Kindern sind, desto besser sind Kinder ohne Impfung geschützt. Dass ich als Testperson für die Auswirkungen auf mein Immunsystem fungiere, ist für mich in meinem Alter okay. Obendrein macht mich der Müll, verursacht durch all die Covid-19-Tests, nervös.

Wo im Bildungsministerium bleiben Innovation und Kreativität bei der Findung von Lösungen für unsere Kinder? Wo sind die Abwägungen? Und die Empathie? Wo bleibt bei allem die Legalität? Der Rechtsstaat bei derartigen Aussagen? Die Irrationalität dieser Idee ist jener der Verschwörungstheorien gleichzusetzen. Die Radikalität spiegelt einander. Bedingt einander. Verschlimmert sich eine Seite, verschlimmert sich die andere. So werden Umstände erschaffen, die es nahezu erfordern, dass Menschen hässlich zueinander sind. Genau dies gilt es zu vermeiden! Vor allem in den Schulen.

Herzlichen Dank an Katharina für ihren Gastbeitrag! Sie ist Sprachlehrerin. Mit ihrem siebenjährigen Sohn lebt sie mitten in Graz, wo sie auch Deutsch unterrichtet. Ein Text über die ersten Schultage ihres Taferlklasslers mit Mund-Nasen-Schutz im Herbst 2020 findet sich auf ihrem Blog.

Wir veröffentlichen Gastbeiträge von interessierten und engagierten Menschen zu Kinderrechte-relevanten Themen auf unserem Blog. Diese enthalten persönliche Wahrnehmungen, Erfahrungen und mitunter Meinungen, die sich womöglich nicht immer zu 100 Prozent mit denen des Kinderbüros decken.
Haben Sie auch etwas zu sagen? Schreiben Sie an Sonja Buchegger (sonja.buchegger@kinderbuero.at)!

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