Expertinnen-Interview: “Miteinander lockerer und verspielter werden”

Liebe Sarah, was bedeutet spielen für dich?

Spielen ist für mich eine Form von Freiheit, die Möglichkeit Freude zu erleben, etwas auszuprobieren, mich selbst und andere neu zu erleben, sei es Freunde, sei es fremde Personen.

Spielen ist für mich weniger ein Ding, als vielmehr ein Zustand. Es ist eben eine Freiheit, die wir in unserer Gesellschaft eh immer seltener erleben können. Spielen ist funktionslos, sinnlos im schönsten Sinn des Wortes, der Zweck ist es vielmehr im hier und jetzt zu sein und eine gute Zeit zu erleben.

 

Wie siehst du die Bedeutung  des  Spielens für die kindliche Entwicklung bzw. die Entwicklung an sich?

Alles startet mit dem Spiel. Das Kind, der Mensch, eignet sich die Welt im Spielen an, es hat keinen Plan im Hinterkopf, sondern es drängt von sich aus danach auszuprobieren, sich mitzuteilen. Das Kind spielt und experimentiert zum Beispiel mit seinen Extremitäten, die Neugierde treibt es an und „ups“ auf einmal kann es gehen.

Eigentlich wäre die gesamte Entwicklung so ausgelegt, mittels Spiel und Experiment die Welt zu erforschen, aber viel zu schnell legen wir gesellschaftlich einen Plan darüber, was verfolgt werden sollte. Dabei entsteht auch in der Forschung sehr vieles durch Experimentieren, was ich dem Spielen gleichsetzen möchte.

Auch das Spiel an sich sollte viel mehr als Einladung zum Experimentieren  verstanden werden,  es gibt Regeln, aber diese können gemeinschaftlich in der Gruppe auch angepasst werden. Ich bringe eine Änderung ein, wenn die Gruppe sie gemeinschaftlich annimmt, dann spielen wir nach dieser neuen Regelung, das ist spielerisches Lernen von demokratischen Abläufen.

 

Was machst du am Weltspieletag, dem 28. Mai 2019?

Ich werde im Ludovico spielen! Wir haben natürlich geöffnet und jeder ist eingeladen zu kommen. Außerdem haben wir an diesem Tag auf unsere Angebote eine 50% Ermäßigung, also der ideale Zeitpunkt um einen Spielpass zu erwerben oder Spiele auszuborgen.

 

Was meinst du zum Thema „Spielen in der Familie?

Ich finde es wichtig und gut. Ich glaube, dass gemeinsame Spielzeit in der Familie ein Gewinn für alle ist.

Woran scheitert es oft?

Familien kennen oft nur eine kleine Auswahl an Spielen. Immer die gleichen Spiele zu spielen – die Klassiker „Mensch ärgere dich nicht“, „Monopoly“ oder „Uno“ – das wird auf Dauer langweilig und neue Spiele zu probieren scheitert oft daran, dass man da erst die Spielbeschreibung lesen muss. Das ist der große Vorteil bei Ludovico, wir erklären die Spiele. Da kann man dann als Familie gleich ins Spielerlebnis einsteigen.

Und dann ist da oft das Thema Zeit, man nimmt sich zu wenig Zeit um miteinander zu spielen. Was sehr schade ist, weil man beim Spielen in der Familie ganz tolle Dinge gemeinsam erleben kann.

 

Was ist dir noch wichtig?

Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft wieder verspielter wird. Dass der Ernst, dort, wo er gar nicht so notwendig ist, herausgenommen wird und wir miteinander verspielter, lockerer werden und mehr gemeinsam lachen.

 

Danke für das Gespräch!

 

Sarah Ulrych ist Geschäftsführerin des Ludovico, Verein zur Förderung der Spielkultur, des Spielens und der Spielpädagogik. Ludovico pflegt die Spielkultur in all ihrer Vielfalt. In der Ludothek, einem Spieleverleih, wird zu Brettspielen genauso wie zu Bildschirmspielen beraten. Der Verein bietet eine bunte Vielfalt an Workshops und Gruppenspielen, die unterhalten, aber auch informieren und zum Nachdenken anregen.

 

Interessante Links zum Thema:

Aktuelle Spieletipps von Sarah:

  • “GoGo Gelato” von Pegasus (ab 6)
  • “Azul” von Pegasus (ab 8)
  • “Funkelschatz” von Haba (ab 5 – war das letzte Kinderspiel des Jahres )
  • Evergreens sind die “Hexenkugel” von Schmidt, bei dem es keine Verlierer gibt (ab 5) oder das kooperative Spiel “Koboldbande” von Amigo (ab 4), ein schnelles Reaktionsspiel für bis zu 8 SpielerInnen ab 7 ist “Vollpfosten” von Zoch.

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