Ein Tag im KinderParlament

Nachdem Projektleiterin Heidi und ich den frühen Nachmittag über die nötigen Vorbereitungen für die Durchführung des KinderParlaments getroffen hatten, ging es los. Um 16.00 Uhr trafen insgesamt elf Kinder ein. Sie zeigten sich sehr motiviert für die erste Sitzung nach den Sommerferien und wirkten freudig aufgeregt, sowohl im Hinblick auf die Sitzung als auch einander wiedersehen und miteinander quatschen zu können. Nachdem sich alle auf einem Sitzplatz eingefunden hatten, konnte es losgehen.

Thema Schulessen

Heidi stellte die Tages-Themen mithilfe eines Flipcharts vor und ich startete mit meinem Protokoll und meiner Beobachtung des Geschehens. Die Kinder machten sehr konzentriert und motiviert mit. Schon das erste Thema „Schulessen“ sorgte für einiges an Gesprächsstoff. Angeregt tauschten sich die Kinder aus, berichteten von ihren eigenen Erfahrungen und ihrem eigenen Empfinden bzgl. des Schulessens und nahmen dabei immer Bezug zu bereits Gesagtem.

Was ich sehr beeindruckend fand, war die Reflektiertheit ihrer Aussagen und Ideen. Ich fand sehr bemerkenswert, dass Kinder sich zwar ganz einfache Fragen stellen, damit aber die gesamte Problematik auf den Punkt bringen. Die traurige Realität, dass in den Schulen so große Lebensmittelmengen weggeworfen werden, beschäftigt sie sehr und sie stellten sich die Frage, wie man die Lebensmittelverschwendung reduzieren könnte und was für Möglichkeiten es gibt, das nicht benötigte Essen an Menschen/Stellen/Organisationen zu geben, die es dringend benötigen und vollständig verwerten können.

Diese Fragen und weitere Anliegen wurden gesammelt, damit sie noch im Oktober von den Kindern, im Zuge der Besichtigung der Grazer Schulküche, an den Stadtrat und den Koch der Schulküche herangetragen werden konnten. Auch machten sich einige der Kinder Gedanken über die Vielfältigkeit des Essensangebotes und waren der Meinung, dass es ausgewogenere und gesundheitsfördernde Speisen geben sollte.

Das spärliche Speiseangebot für Vegetarier*innen, Veganer*innen und Muslim*innen stellte für die Kinder ein großes Problem dar. Sie erachteten es als ungerecht und unbegründet, da es in einigen Schulklassen sehr viele Kinder gibt, die kein Fleisch essen. Weiterhin wurde erwähnt, dass sogar die Kinder, die Fleisch essen, nicht begeistert sind von dem tagtäglichen Fleischangebot. Hierbei fand ich es unheimlich spannend zu sehen, dass sich Kinder sehr detaillierte Gedanken über Ungerechtigkeit und Diskriminierung machen und sich dieser ganz deutlich bewusst sind.

Ein Budget für die Kinder


Bei der Abstimmung darüber, wofür das KiPa-Budget verwendet werden soll, waren alle Mädchen und Jungen Feuer und Flamme. Mit diesem Budget sollen unter anderem Aktionen für die Kinder finanziert werden. Die Kinder brachten aber auch Vorschläge an, wie Geld an bestimmte Organisationen zu spenden, in einem Altenheim einen Tag auszuhelfen, sich die Arbeit im Supermarkt anzuschauen und und und.

Der Vorschlag, der ihnen daraufhin von Heidi unterbreitet wurde, stieß folglich auf großen Zuspruch: “Weihnachten im Schuhkarton”. Bei der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ geht es darum, dass Kinder bis zu einem gewissen Abgabedatum einen Schuhkarton mit Spielzeug, Kleinigkeiten etc. befüllen und in Geschenkpapier einpacken. Dieser wird dann an Kinder geschickt, die sonst keine Weihnachtsgeschenke bekommen würden, beispielsweise aufgrund der (wirtschaftlichen) Lage in ihren Heimatländern bzw. der Lage ihrer Eltern. Hineingegeben werden kann neu Gekauftes, aber auch bereits gebrauchte Sachen, die noch instand sind. So wird gleichzeitig der Umweltaspekt berücksichtigt und die Ressourcenverschwendung reduziert, was den KinderParlaments-Kindern ebenfalls ein großes Anliegen ist.

Spiel, Spaß und Partizipation

Zum Ende hin hatten die Kinder Zeit, miteinander zu quatschen und zu spielen, sowie eine weitere Jause einzunehmen, was sie auch ganz eifrig taten. Für das nächste KiPa-Treffen haben die Kinder Vorschläge gesammelt, was man an der Jause verändern könnte. Diese Vorschläge werden dann bei der nächsten Sitzung umgesetzt. Hier wird wieder die Partizipation sichtbar, die das Kinderparlament den Kindern ermöglicht. Auch, wenn es eher kleine Entscheidungen sind, sind sie doch von großem Ausmaß, da sie die Kinder direkt betreffen. Den Kindern als Hauptpersonen wird Mitsprache ermöglicht.

Und so ging mein interessanter Nachmittag im KinderParlament dem Ende zu. Ich habe engagierte, interessierte und unterschiedlichste Kinder kennenlernen dürfen, die mit Begeisterung am KinderParlament teilnehmen. Sie alle wollen Entscheidungen treffen, handeln und mitreden dürfen und genau das wird ihnen hier ermöglicht. Das KinderParlament bietet den Kindern hier eine super Möglichkeit, selbstbestimmt zu handeln, Entscheidungen zu treffen und zu erfahren, dass ihre Meinung zählt und sie etwas bewegen können.

Das Recht auf Beteiligung ist ein alle Kinderrechte umfassendes Recht, welches in Artikel 12 der UN-Kinderrechtskonvention festgeschrieben ist. Kinder und Jugendliche haben ein Recht darauf, sich bei allen Fragen zu beteiligen, die sie betreffen.

Gestärkte Kinderrechte:

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